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Kabinett Finanzen

Wort und Werte

Kay­-Uwe Rohn, Leiter Wortmuseum 

Sparbuch des Wortschatzes 

Im März 2012 startete das WORTMUSEUM anlässlich des 250. Geburtstages der Braunschweigischen Landessparkasse ein Kooperationsprojekt mit der Bank. In einem „Kabinett Finanzen“ wurden über das Jahr bis zum Weltspartag 52 Finanzbegriffe gesammelt – von Apanage bis Kredit. Im Internet ist unter der Adresse www.wortmuseum.de dieses Kabinett seitdem 24 Stunden täglich zu sehen.

 

Warum „Wort und Werte“? Wir wollten die „Wörte“ einer Bank in der täglichen Kommunikation nutzen, um der Öffentlichkeit einen neuen Zugang zum Themenfeld Finanzen anzubieten. Insbesondere Schüler, Auszubildende und jüngere Zielgruppen sollten in diesem Projekt ange­ sprochen werden. Eine Bank, die es gewohnt ist, mit materiel­ len Werten umzugehen, thematisiert sein eigenes Sprachgitter und reflektiert öffentlich über Wort und Werte.

Geschichten und Bilder stehen hinter den einzelnen Finanzbegriffen. Es wird deutlich, dass der italienische Kulturraum einen wesent­ lichen Einfluss auf unseren Finanzwortschatz hatte. Zu dem Begriff bankrott finden sich gleich mehrere Quellen. Es bleibt in Erinnerung, dass eine Steinbank zerschlagen wurde, wenn das Geschäft des Bänkers in Italien geplatzt war – banca rotta.

Geschichte einer ganzen Branche wird sichtbar durch Wort und Herkunft. Teils unterliegen Wörter einem Bedeutungs­ wandel. Der Begriff „Börse” ist ursprünglich ein Beutel, ein Geldsäckchen und wechselt in seiner Bedeutung zum „Ort, an dem Geldwechsel” stattfindet bis hin zum Ort für Wert­papierhandel.

Dieses Buch im Format eines Sparbuches versteht sich als „Sparbuch des Wortschatzes“. In der Geschichte schichten wir Ereignisse – über die Sprache, die Wörter, dokumentieren wir sie. Eine neue Form der Wertanlage.

Das WORTMUSEUM stellt mit dem Kabinett Finanzen den Finanzwortschatz heraus – will nicht gegen Vergessen alter Wörter wirken, sondern Lebendigkeit der Sprache zeigen und das Interesse an ihr wecken – insbesondere im vermutet unverständlichen und geschichtsträchtigen Sprachschatz der Finanzwelt. 

Werte schaffen Wert

 

Vortrag von Sven Korndörffer anlässlich der Ausstellungseröffnung des "Kabinetts Finanzen" am 25. Oktober 2012 in der Braunschweigischen Landessparkasse, Braunschweig

 

 

Lieber Herr Schilli; Lieber Herr Rohn, sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,

 

ich danke Ihnen sehr für die Einladung zu dieser höchst spannenden Veranstaltung und für die Gelegenheit, das Wettbewerbsthema „Wort & Werte“ heute aus der Sicht der Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung zu beleuchten. Die Wertekommission hat es sich zum Ziel gesetzt, in der deutschen Wirtschaft über alle Branchen hinweg das Bewusstsein dafür zu fördern, dass Werte Wert schaffen. Unser Mittel dafür ist Dialog, also letztlich das Wort. Die Schnittstelle zur heutigen Veranstaltung ist daher offensichtlich. Ich freue mich aber auch noch aus einem anderen Grund, heute hier bei Ihnen in Braunschweig zu sein. Ich habe von 1995 bis 2007 mit großer Freude für die NORD/LB gearbeitet. Als das Wortmuseum im März 2004 gegründet wurde, habe ich in meiner damaligen Funktion als Leiter des Vorstandsstabes die Initiative mit Interesse beobachtet. Es erfüllt mich mit großer Freude zu sehen, wie gut sich das Projekt in der Zwischenzeit entwickelt hat und welche substanziell wichtige und äußerst inspirierende Arbeit aus den Aktivitäten aller Beteiligten hervorkommt.

Meine Damen und Herren – bei der Vorbereitung meiner Rede habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, in welcher Verbindung „Worte und Werte“ zueinander stehen. Auf den ersten Blick scheint allein der erste Vokal die beiden Begriffe voneinander zu unterscheiden. Auf dem zweiten Blick sind die Gemeinsamkeiten sogar noch eindrucksvoller: bedient man sich der Methode des Wortmuseums und schaut sich die Herkunft eines Begriffs genauer an, so wird man beispielsweise im Etymologischen Wörterbuch des Deutschen von dtv fündig: Das Wort „Wort“ wird dort definiert als „kleinste Sinneinheit der Rede“. Der „Wert“ lässt sich, diese Betrachtungsweise aufgreifend, definieren als „kleinste Sinneinheit eines gedeihlichen Miteinanders in einem beliebigen sozialen Gefüge". Was aber ist ein gedeihliches und in diesem Sinne „gutes“ Miteinander, etwa in einem Unternehmen? Ich behaupte, dass eine Gemeinschaft als die Summe von Menschen, die in guter Weise zusammenlebt oder -arbeitet, nicht nur eine wertvolle Gemeinschaft ist, sondern vor allem dadurch nur auf Dauer wert-voll bleiben kann, wenn sie wert-haltig ist. Die Menschen, die ihr Zusammenleben organisieren, müssen also an den Werten, die diese Gemeinschaft verbinden, fest-halten. Werte schaffen auf diese Weise nachhaltigen Wert. Dies ist das Thema, über das ich heute mit Ihnen sprechen möchte. Die Wertekommission führt ebenfalls seit 2004 – da sind unsere Aktivitäten im gleichen Alter, lieber Herr Rohn – ihren kontinuierlichen und intensiven Dialog zum Thema "Werte schaffen Wert" – mit Führungskräften der deutschen Wirtschaft, mit Wirtschaftsethikern, mit Politikern, Religions- und Medienvertretern sowie Meinungsführern von Non-Profit-Organisationen. Als wir die Wertekommission offiziell im Dezember 2005 beim DSGV in Berlin vorstellten, wurden wir noch als „Blümcheninitiative“ belächelt. Junge Idealisten aus Großunternehmen, die sich einem schöngeistigen Thema widmen, da sie wohl zu viel Freiraum im Unternehmensalltag hätten. Uns, den damals jungen Idealisten, war es aber wichtig aufzuzeigen, dass es zu dieser Zeit Unternehmen gab, welche sowohl das geschriebene als auch das gesprochene Wort missbrauchten, indem sie vorgaukelten, dass sie werteorientierte Unternehmensführung betreiben würden. Die Wertemanagementsysteme dieser Unternehmen waren vielfach mit Preisen ausgezeichnet, als sie plötzlich ob unvorstellbarer Bilanzmanipulationen „spurlos“, aber für die Mitarbeiter und Familienangehörigen „mehr als spürbar“ vom Markt verschwanden. Das damals für alle Betrachter unfassbare Tun dieser Unternehmen lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Es lebe das Postulat, aber das Postulat wird nicht gelebt.“ Damals schon, und erst Recht seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Spätherbst 2007, hat sich „leider“ gezeigt, dass das Thema Werte keinesfalls nur ein schöngeistiges Thema ist, das man sich „leisten“ kann, wenn es einem so gut geht, dass man nicht mehr weiß, worüber man sonst noch nachdenken könnte.

Spätestens nach den bitteren Erfahrungen der Krise, die auch durch eine mangelnde Werteorientierung ausgelöst wurde, ist klar: Werte sind ein fundamentales Thema. Sie bilden die Grundlage für ein dauerhaft erfolgreiches Wirken in Wirtschaft – und Politik. Inzwischen haben fast alle größeren Unternehmen Wertekodizes verabschiedet. Das ist ein Fortschritt, doch längst nicht ausreichend, um ein wertekonformes Verhalten auf allen Ebenen zu garantieren. Oft klaffen Anspruch und Realität auseinander, und es sind gerade die eigenen Mitarbeiter, die das als erste bemerken und am schärfsten kritisieren. Das zeigen nicht zuletzt auch die regelmäßigen Führungskräftebefragungen der Wertekommission. Geschriebenes oder gesprochenes Wort allein reichen nicht aus. Postulierte Werte brauchen eine Unterlegung durch das „gelebt werden“, also durch glaubwürdiges und im wahrsten Sinne des Wortes fühlbares Tun, welche sich über den Zeitfaktor als „echt“ erweisen. Sonst werden sie sowohl im Unternehmen als auch bei externen Anspruchsgruppen als Lippenbekenntnisse entlarvt. Dem unauflösbaren Zusammenhang zwischen Worten, Werten und Taten hat sich die Wertekommission verschrieben. Innerhalb der Unternehmen wenden wir uns sowohl an junge Führungskräfte, die erstmals vor der Herausforderung stehen, Führungsfunktionen zu übernehmen, als auch an erfahrene Führungskräfte bis hinauf in die Vorstandsetagen. Unser Ziel ist es, einen möglichst breiten, Branchen und Hierarchien übergreifenden Diskurs anzustoßen, beziehungsweise voranzutreiben.

Der Wertekanon der Wertekommission dient hier als Richtschnur. Er umfasst die sechs Grundwerte Vertrauen, Verantwortung, Mut, Respekt, Integrität und Nachhaltigkeit – wobei diese sechs Begriffe auch die Ableitung weiterer, verwandter Werte erlauben. Für mich persönlich ist beispielsweise „Wahrhaftigkeit“ – eng verbunden etwa mit Vertrauen und Respekt – eine entscheidende Richtschnur meines Handelns. Überdies messe ich daran, mit oder für wen ich überhaupt arbeiten möchte. Die Werte der Wertekommission sind in einem heuristischen Diskussions-Prozess entstanden, ohne eine grundlegende wissenschaftliche Diskussion über Tugendethik und religiöse Werte entfachen zu wollen. Die benannten Werte sollen eine inhaltliche Orientierung für die Zusammenarbeit von Menschen in Unternehmen bieten; sie sollen vor allem eines sein: „praxisgerecht“.

Zum ersten Wert: Vertrauen Was heißt Vertrauen? Menschen, welchen man kein Vertrauen gibt, fühlen sich wertlos. Menschen die nicht vertrauen können, sind orientierungslos. Übertragen auf das gedeihliche Miteinander in sozialen Gefügen, wie z.B. in Unternehmen, heißt das: Wer als Führungskraft seinen Mitarbeitern in der Zusammenarbeit kein Vertrauen schenkt, wer ihnen nichts zutraut, wer ihr wahres Potenzial damit nicht erschließt, wird deren Vertrauen letztlich nicht auf Dauer gewinnen können. Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Verantwortung ist die Bereitschaft oder Verpflichtung, für eine Sache, eine Überzeugung oder für Menschen einzutreten und die Folgen dessen zu tragen. Der Begriff impliziert zugleich die Bereitwilligkeit, Eigennutz hinter das unternehmerische Gesamtinteresse zu stellen – eine Einstellung, die gerade viele Familienunternehmen auszeichnet, die per se in Generationen denken. 

Mut ist die Bereitschaft, Neues zuzulassen und anzunehmen, dabei auch Fehler zuzulassen. Darunter verstehe ich aber auch: die Kraft aufzubringen zur Übernahme von Verantwortung, für Veränderungen und auch für schmerzhafte Entscheidungen.

Respekt ist die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung der Persönlichkeit und die Achtung von Verhaltensweisen und Leistungen, auch wenn die eigene Art und Weise der Leistungserbringung sich von derjenigen anderer unterscheiden mag. Das heißt letztendlich: Man muß auch andere „Systeme“ zulassen; vor allem wenn sie erfolgreich sind. 

Integrität ist die Aufrichtigkeit gegenüber sich selbst und anderen. Sie ist die konsistente Orientierung an geltenden Gesetzen, Normen und Regeln und das Leben nach Werten, Prinzipien und Selbstverpflichtungen. Für die Integrität von Führungskräften ist der Lackmus-Test, ob Worten entsprechende Taten folgen und das eigene Verhalten von den Mitarbeitern als geradlinig und verlässlich empfunden wird.

Nachhaltigkeit schließlich ist der Einklang von ökonomischen, ökologischen und sozialen Parametern. Wer nachhaltig denkt und handelt, nimmt die Entwicklungschancen künftiger Generationen als unternehmerischen Handlungsmaßstab. Wo Nachhaltigkeit die Richtschnur unternehmerischen Tuns ist, da bleibt die ausgewogene Balance zwischen kurzfristigen Quartalsgewinnen und langfristiger Profitabilität dauerhaft gewahrt.

Diese sechs Grund-Werte schaffen nicht nur Wert, ihre Verankerung in der Unternehmenskultur sorgt aus unserer Sicht auch für ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und individuellen Interessen. Eine Wertegemeinschaft ist somit nicht zuletzt auch eine Leistungsgemeinschaft, da eine optimale Leistungsentfaltung nur dort entsteht, wo eine gemeinsame Wertephilosophie und ein Klima des Vertrauens herrschen. Das zeigt: Um Blümchenökonomie geht es hier nicht, sondern immer um eine Versöhnung von handfesten ökonomischen Zielen mit werteorientiertem Handeln. Nicht zuletzt, meine Damen und Herren, hat dies auch eine über die unmittelbare ökonomische Ebene hinaus reichende Bedeutung, gerade heute, da vor dem Hintergrund der anhaltenden Vertrauenskrise die Existenzberechtigung von Geschäftsmodellen und die Motivation von Führungskräften mehr denn je gesellschaftlich hinterfragt werden. 

Alfred Herrhausen, mit seiner Persönlichkeit bis weit in die heutige Zeit hinein wirkender Vorstandssprecher der Deutschen Bank bis 1989, bewies in diesem Zusammenhang visionäres Denken mit seinem Plädoyer für Verantwortung. Von ihm stammt folgendes Zitat : „AN DEM TAG, AN DEM MANAGER VERGESSEN, DASS EINE UNTERNEHMUNG NICHT WEITER BESTEHEN KANN, WENN DIE GESELLSCHAFT IHRE NÜTZLICHKEIT NICHT MEHR EMPFINDET ODER IHR GEBAREN ALS UNMORALISCH BETRACHTET, WIRD DIE UNTERNEHMUNG ZU STERBEN BEGINNEN“. 

Dieses Zitat wird heute in der Öffentlichkeit nicht nur auf Unternehmen, sondern vor allem auf die Branche bezogen, der Herrhausen selbst angehörte: die Finanzindustrie. Eine Kultur der leeren Worte und der falschen Werte, welche von einer absoluten Minderheit gelebt wurde, wirkt sich heute für die gesamte Bankenindustrie negativ aus. Die Erkenntnis Herrhausens, dass Unternehmen keinem Selbstzweck zu dienen haben, sondern über das Geld verdienen hinaus eine gesellschaftliche Funktion innehaben, war und kann von niemandem ernsthaft bestritten werden: weder für die Finanzindustrie, noch für jede andere Branche. Leider ist jedoch die ungeschriebene „Theorie des Vergessens“ allzu gegenwärtig. Den Weitsichtigen im Finanzsektor aber ist klar: Wenn sich die Industrie nicht einer umfassenden, tabulosen Selbstreinigung unterzieht, läuft sie Gefahr, als nicht gesellschaftsfähig empfunden – und noch ungleich härter als heute reguliert zu werden.

Ich möchte jedoch zurückkommen auf den Aspekt des Werthaltens, den ich eingangs eingeführt habe: Einen Wert zu halten beinhaltet zweierlei: Zum einen geht es darum, einen Wert, der sich für das gute Zusammenleben bewährt hat, zu bewahren. – Herr Rohn: alle hier Anwesenden sind sich zweifellos bewusst, dass das Bewahren auch Ihr Antrieb für die Arbeit des Wortmuseums ist! – Zum anderen aber bedeutet das Bewahren eines Wertes zwangsläufig immer die ständige Sensibilisierung und aktive Reflexion des Wertes als Handlungsmaxime unseres Tuns. Dies zu gewährleisten bedarf glaubwürdiger Vorbilder, die einem diese Werte immer wieder überzeugend vorleben. Aus diesem Grundgedanken heraus entstand unser Buch "Ihre Werte, bitte!", dessen Resonanz im Markt uns überwältigt hat. Mit den Beiträgen von Führungskräften aller Branchen – vom Winzer von Schloss Vollrads im Rheingau, über den Vorstandsvorsitzenden eines Automobilherstellers in Ingolstadt bis zum Vorstandsvorsitzendem einer Bank – genau dieser Bank heute hier (Herrn Dr. Gunter Dunkel) – haben wir Persönlichkeiten und ihrem sehr persönlichen Werteverständnis Raum geben. Die Beiträge zeigen eindrucksvoll, wie die Verfasser von Menschen, Begegnungen und Momenten geprägt worden sind und welche Werte sie sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld durchgängig leben. Damit werden sie zu Wertebotschaftern für andere Führungskräfte, die sich im günstigsten Falle von ihrem Beispiel inspirieren und leiten lassen.

Unser Buch soll auf diese Weise einen eigenen Akzent in der öffentlichen Diskussion zum Thema werteorientierte Unternehmensführung setzen. Wir wollen zugleich klar machen, dass es in der deutschen Wirtschaft viele Menschen gibt, die außerordentliche Führungs- und Managementleistungen vollbringen und zugleich verantwortlich und vertrauensvoll handelnde Persönlichkeiten mit einem fundierten Werteverständnis sind. Damit wollen wir andere Führungskräfte anregen und ermutigen, neue Wege zu gehen. So verstanden, ist dieses Buch auch als ein Beitrag zur Wahrung beziehungsweise Wiederherstellung dessen gedacht, was unsere Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland stark gemacht hat – und was nach unserer Überzeugung auch die Basis für das künftige Gedeihen dieses Gemeinwesens darstellt: nämlich ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, dass nachhaltiges Wirtschaften ohne gemeinsame, gelebte Werte nicht möglich ist. Diese Menschen gibt es also in der Wirtschaft auch, und mit Verlaub: es ist die Mehrheit der Führungskräfte. Die „schwarzen Schafe“, die natürlich gerade für die Medien die größere Sensation darstellen, verzerren jedoch das Gesamtbild, in der tausende von Führungskräften täglich integer und respektvoll ihrer Tätigkeit nachgehen. Das Bild wieder zu richten, und damit den „Wackelkandidaten“ auch wieder Mut zuzusprechen und durch Vorbilder zu zeigen, dass wertebewusstes Denken und Handeln nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist; dazu fühlt sich die Wertekommission berufen, indem sie immer wieder das Thema Werte auf die Agenda bringt und es präsent hält. Aber auch hier reicht unsere Verantwortung aus unserer eigenen Sicht noch weiter: Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass es oft schlichte Überforderung ist, die bei allem Bewusstsein für Werte das Handeln nach Werten vermissen lassen. Der Alltag, der das grundsätzliche individuelle Wertebewusstsein durch eine zunehmende und schier unbeherrschbare Komplexität immer wieder neu auf die Probe stellt, erfordert einen sehr konsequenten Umgang mit den eigenen Werten im größeren Kontext: Führungskraft eines Unternehmens als Teil unserer Gesellschaft zu sein, bedingt auch, die Frage nach dem Verhältnis zwischen Unternehmen und ihren Mitarbeitern neu zu überdenken. Das betrifft sowohl die Bewältigung konkreter Problemsituationen wie etwa Restrukturierungen als auch ganz allgemein die Art und Weise, wie ein konstruktives Miteinander im Unternehmen zu gestalten sei. Hiermit einhergehend stellt sich die Frage nach dem Selbstverständnis eines Unternehmens. Heute ist nach den dramatischen Verwerfungen der vergangenen Krisenjahre das Bewusstsein größer denn je, dass werteorientiertes Verhalten kein Hemmnis für den nachhaltigen Unternehmenserfolg darstellt. Vielmehr ist es gleichsam dessen Voraussetzung – unabhängig davon, ob ein Unternehmen von Managern oder von seinen Inhabern geführt wird. Sie sehen, meine Damen und Herren: Werte im Normativen wie auch im Tagtäglichen zu würdigen, zu bewahren und aktiv am Leben zu halten ist eine ebenso große Herausforderung wie Worte zu würdigen, zu bewahren und im Kontext unserer Rede am Leben zu halten. Insofern müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, dass Werten Worte und damit verbundene Taten folgen müssen. 

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.

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