Sammlung Diakonie
Über die Dauer von einem Jahr entsteht eine Sammlung von 52 Begriffen samt Erläuterungen aus dem Themenfeld Diakonie. Wöchentlich kommen neue Begriffe hinzu, die diese Sammlung Stück für Stück ergänzen und vervollständigen.
Der Diakonie geht es insbesondere um den Dienst an hilfebedürftigen Menschen. In Form sozialer Arbeit ist es den evangelischen Kirchen dabei ein Anliegen, die Lebensverhältnisse von Menschen zu verbessern, die arm, krank, ausgegrenzt oder benachteiligt sind. Mit vielfältigen Aufgaben betraut, arbeiten heute rund 600.000 Beschäftigte und 700.000 Freiwilligen für die Diakonie Deutschland. In Zeiten von Kriegen, Krisen und unsicheren Zeiten wie stetig wachsender rechtspopulistischer Bewegungen soll das Projekt ”Sammlung Diakonie" einen Impuls in unsere Gesellschaft geben für mehr Zusammenhalt und Miteinander, gegenseitige Wertschätzung und Respekt”, betont der Leiter des WORTMUSEUM Kay Rohn.
Zur Sammlung sind zum Ende eine Wanderausstellung der Begriffe im realen Raum sowie eine Dokumentation dieser Ausstellung geplant. Dafür werden die Begriffe an unterschiedlichen Orten platziert und formen den jeweiligen Raum durch ihre immer neue Ausgestaltung selbst mit. Die Begriffe werden so unterschiedlich und neu erfahrbar gemacht.
Partner der Sammlung Diakonie
Gahnz Stiftung
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#fürbitte
Gebet für jemand anderen, sowohl im persönlichen Gebet als auch innerhalb der kirchlichen Liturgie. Bei der Fürbitte trägt eine Mittlerperson einem Menschen oder Gott Anliegen einer anderen Person mit der Bitte um Hilfe vor.
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#mutterhaus
Stammhaus und Ausbildungsstätte für die Diakonissen
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#diakonissenanstalt
Ein Diakonissenhaus, auch Diakonissenmutterhaus oder Diakonissenanstalt, ist eine Einrichtung der evangelischen Diakonie bzw. der Inneren Mission, in dem Diakonissen leben, von dem sie ausgesandt (mit Tätigkeiten extern beauftragt) und in dem sie zur Diakonisse und den damit verbundenen Tätigkeiten ausgebildet werden.
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#haube
Hauben stellten den Rang dar. Die Haarpracht einer Frau galt als aufreizend – deswegen musste sie nach der Heirat unter einer Haube "versteckt" werden. Diese war von nun ein fester Bestandteil der weiblichen Kleider und signalisierte "geordnete Zustände", Wohlanständigkeit und Würde.
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#diakonie
Unter Diakonie (altgriechisch διακονία diakonía ‚Dienst‘, vgl. auch διάκονος diákonos ‚Diener‘) versteht man alle Aspekte des Dienstes am Menschen im kirchlichen Rahmen. Als eigener Begriff für die Wahrnehmung sozialer Verantwortung durch die evangelischen Kirchen im Rahmen institutionalisierter eigener sozialer Dienste hat es sich erst im 20. Jahrhundert durchgesetzt.
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#barmherzigkeit
Die Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an.
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#einkehrtage
Ist die Bezeichnung für eine kürzere Zeit der Besinnung und des Gebetes, eben der inneren Einkehr.
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#tracht
Die Tracht der Schwestern entsprach der Kleidung einer verheirateten Bürgersfrau Anfang des 19. Jahrhunderts. Sie stellte die Diakonisse dieser gleich und bot somit Schutz.
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#diakoniegroschen
In der Wochenzeitung „Die Zeit“ war in der Ausgabe 47/1948 zu lesen: „Das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland, eine der größten sozialen Einrichtungen der Nachkriegszeit, ist nach der Währungsreform in große Schwierigkeiten geraten. Dieses Hilfswerk hat nach dem Krieg Not und Hunger in allen deutschen Ländern gelindert, die Heimkehrer betreut, Kirchen wieder aufgebaut, mittellosen theologischen Nachwuchs unterstützt. Seine Wirkung erstreckt sich bis in alle Zweige des öffentlichen und privaten Lebens, so daß seine jetzigen Schwierigkeiten die gesamte Öffentlichkeit beunruhigen müssen. Aber das Evangelische Hilfswerk hat Wege gefunden, auf denen man die gegenwärtige Krise zu überwinden hofft: Die Idee des ‚Diakoniegroschens‘ entstand und wird augenblicklich realisiert. Der ‚Diakoniegroschen‘ ist eine Spende der Gläubigen, die über den finanziellen Ertrag hinaus das Gefühl für eine tatkräftige christliche Nächstenliebe erneuern soll.“
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#siechenhaus
"Am Anfang war das Siechenhaus. Dass sich Patienten in ein Krankenhaus begeben und dieses nach einigen Tagen oder Wochen geheilt wieder verlassen, ist eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Zuvor kamen Menschen nur zum Sterben in die Bettensäle, in denen Schwestern ihre Wunden versorgten und ihnen Knebel in den Mund schoben, wenn sie schrien. Nicht jeder Patient hatte ein Bett für sich, und dass Lebende neben Toten lagen, war auch keine Ausnahme. Mit solchen Szenen begann die Geschichte der Krankenpflege.” Düsseldorfer Pflegemuseum
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#johannhinrichwichern
Der Theologe Johann Hinrich Wichern, hatte 1833 ein altes Bauernhaus vor den Toren Hamburgs bezogen und hier das „Rauhe Haus“ gegründet. Es wurde zur Heimat für verwahrloste und verwaiste Kinder aus den Hamburger Elendsvierteln. Angesichts der zunehmenden Not vieler Menschen im 19. Jahrhundert verfocht Wichern das Konzept der "Inneren Mission" der evangelischen Kirche, aus der später das Diakonische Werk hervorging. Er sprach sich für "das Bekenntnis des Glaubens durch die Tat der rettenden Liebe" aus. Christliche Verkündigung und soziales Engagement waren für ihn eine Einheit.
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#oberin
Im sozialen, karitativen und diakonischen Bereich wurden und werden Schwesternschaftenvon Oberinnen geleitet.
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#christlicherliebesdienst
Organisierte evangelische Sozialarbeit
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#wichernkranz
Es waren die Straßenkinder des beginnenden Industriezeitalters, denen der Pädagoge, Evangelische Theologe und Begründer der Evangelischen Diakonie Johann Hinrich Wichern, damit die Zeit bis Weihnachten verkürzen wollte. Jeden Tag im Advent wurde an einem großen Wagenrad eine Kerze entzündet. 1839 entstand so im ersten Haus der Diakonie der erste Adventskranz.
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#rauhehaus
Im Jahr 1833 gründete Johann Hinrich Wichern "zur Rettung verwahrloster und schwer erziehbarer Kinder" in Hamburg das "Rauhe Haus" - eine Reetdach-Kate mit viel freiem Gelände in der Umgebung. Mit zunächst zwölf "Zöglingen" startete er die Betreuung unter familienähnlichen Strukturen. Angesichts der zunehmenden Not vieler Menschen im 19. Jahrhundert verfocht Wichern das Konzept der "Inneren Mission" der evangelischen Kirche, aus der später das Diakonische Werk hervorging.
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#kaiserswerther
Im Jahr 1861 wurde die Kaiserswerther Generalkonferenz als internationaler Zusammenschluss aller Diakonissenmutterhäuser gegründet, in der 13 Diakonissenmutterhäuser aus Europa mit insgesamt 700 Diakonissen zusammengeschlossen waren. 1909 waren es bereits 81 Mutterhäuser mit mehr als 18.000 Diakonissen.
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#pfennigbüchse
Spendenbüchse
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#inneremission
Als „offizielle Geburtsstunde der Inneren Mission“ gilt der erste gesamtdeutsche Kirchentag in Wittenberg im September 1848, als Johann Heinrich Wichern das Programm einer Inneren Mission vorstellte. Ab 1849 wurden die Aktivitäten der freien Vereine und Anstalten zur organisierten evangelischen Sozialarbeit durch Wichern im „Centralausschuß für innere Mission der deutschen ev. Kirche“ organisatorisch, geeinigt und koordiniert. Mit Hilfe der Inneren Mission wollte Wichern eine Regeneration und Reformation der Gesellschaft durch das Christentum befördern. Die Hilfsmaßnahmen sollten auf das gesamte Volk ausgeweitet werden, gleichgültig welcher Konfession oder Glaubensrichtung man angehörte.
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#demut
Liebe zum Dienen, tiefe Bescheidenheit.
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#gemeindeschwester
In der Dienstordnung der Diakonissen des Mutterhauses Sarepta an Bethel von 1901 sind die Aufgaben der Gemeindeschwestern dann auch so beschrieben: „Die Kraft und Zeit der Diakonissen gehört stets in erster Linie den armen Kranken. Wenn keine armen Kranken zu pflegen sind, oder die auf die Pflege der armen Kranken verwendete Zeit so einzurichten ist, dass der Diakonisse noch freie Zeit verbleibt, so darf sie auch bei andern Gliedern der Gemeinde Krankenpflege oder einzelne Hilfsleistungen verrichten – ganz besonders aber sich der weiblichen Jugend der Gemeinde annehmen.“ Der frühere Schwerpunkt einer Gemeindeschwester in pflegerischer Unterstützung hat sich inzwischen auf die ambulanten Pflegedienste verlagert.
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#kronenkreuz
Das Kronenkreuz wird heute weiterhin als Zeichen der Ermutigung für die Mitarbeitenden in der Diakonie gesehen: das Kreuz als Hinweis auf Not und Tod, die Krone als Zeichen der Hoffnung und Auferstehung. Das Kronenkreuz ist das Zeichen des Diakonischen Werkes in Deutschland sowie der Diakonie Österreich, der Polnischen Diakonie und des europäischen Verbandes Eurodiaconia.
Es wurde von Richard Boeland 1925 für die Innere Mission entworfen.
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#brotfürdiewelt
Brot für die Welt leistet seit mehr als 60 Jahren weltweit dort Hilfe, wo die Not am größten ist. Als weltweit tätiges Entwicklungswerk der Kirchen in Deutschland ist Brot für die Welt in mehr als 90 Ländern aktiv. Ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit ist die Ernährungssicherung.
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#kleiderkammer
Menschen in Notlagen und schwierigen sozialen Situationen haben hier die Möglichkeit, gebrauchte und saubere Kleidung zu erhalten.
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#hauspsalm
Hauspsalm vieler Diakonieeinrichtungen ist der Psalm 23: Der Herr ist mein Hirte.
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#gnade
Wohlwollen, Hilfe, Barmherzigkeit, Güte, bedingungslose Liebe, Zuwendung und Treue.
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#tagestreff
Tagestreffs bieten Wohnungslosen Unterstützung an. Dazu dient ein vielseitiges Aufenthalts-, Informations- und Versorgungsangebot gegebenenfalls als Anknüpfungspunkt zu weiterführenden Hilfsangeboten.
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#Verständnis
Fähigkeit, sich in jemanden, etwas hineinzuversetzen, jemanden, etwas zu verstehen.
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#menschlichkeit
1) Das Sein, Dasein als Mensch, als menschliches Wesen, 2) Menschliche Haltung und Gesinnung
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#wertschätzung
Ansehen, Achtung; Anerkennung; hohe Einschätzung.
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#verantwortung
1) Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass alles einen möglichst guten Verlauf nimmt, das jeweils Notwendige und Richtige getan wird und möglichst kein Schaden entsteht. 2) Verpflichtung, für etwas Geschehenes einzustehen
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#streetworker
Streetworker sind täglich in der Innenstadt anzutreffen und bieten z.B. Beratung und Vermittlung in Hilfesysteme und begleiten Betroffene zu Ämtern und Behörden. Die Streetworker leisten Hilfestellung für Personen mit chronifizierten Suchterkrankungen, die einer aufsuchenden Hilfe bedürfen und zusätzlich in besonderen sozialen Schwierigkeiten leben.
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#schwesternsaal
Schlafsaal der Diakonissen im Mutterhaus
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#freibetten
Betten für arme Kranke, die keinen Menschen und keiner Kasse zugehörig waren, die die Kosten übernommen haben.
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#fürbittgebet
1857 hatte Theodor Fliedner, Begründer des ersten Diakonissen-Mutterhauses in Kaiserswerth, die Tradition des monatlichen Fürbittgebets in den Mutterhäusern der Kaiserswerther Familie eingeführt. Im Fürbittgebet zeigt sich die Verbundenheit der Gemeinschaften und diakonischen Werke für- und miteinander und weltweit.